Bildung als Schlüssel zur Demokratie

Bildung für alle – ein Grundpfeiler der Demokratie

Mit einer feierlichen Veranstaltung im Alten E-Werk hat die Volkshochschule Bamberg Stadt ihr neues Semester Frühjahr-Sommer 2025 eröffnet. Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier stand die zentrale Rolle der Bildung als Fundament einer wehrhaften Demokratie.

Rede von Dr. Ludwig Spaenle

Festredner Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, sprach beeindruckend über das Thema „Zweite Chance. Die ,geschenkte Demokratie' für die Deutschen“. Er beleuchtete die Entstehung der Bayerischen Verfassung von 1946 und des Grundgesetzes von 1949 vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Diktatur, deren menschenverachtenden Verbrechen an Millionen von Jüdinnen und Juden sowie an rund einer halben Million Sinti und Roma.

Spaenle stellte fest, dass die Verfassungsmütter und -väter einen stabilen Rahmen für demokratische Strukturen und den Schutz der Menschenwürde geschaffen haben. Er betonte, dass der Neuanfang als Staatswesen eine umfassende und schonungslose Aufarbeitung der schrecklichen gesellschaftlichen Schuld erforderte. Diese Auseinandersetzung sei nach 80 Jahren Kriegsende jedoch noch unzureichend geblieben. Spaenle forderte eine neue gesellschaftliche Haltung und warnte: „Denn auch wenn die heute lebenden Generationen keine Schuld an den Verbrechen der Vergangenheit tragen, so haben sie dennoch die volle Verantwortung dafür zu sorgen, dass eine mörderische Ideologie nie wieder an die Macht kommt.“

Spaenle wandte sich entschieden dagegen, die Shoa in Vergessenheit geraten zu lassen: „Das wäre ein Stück Selbstaufgabe unserer Republik.“ Er stellte fest, dass Demokratie nur funktionieren könne, wenn es Demokraten gebe, und erinnerte an die Worte von Bundeskanzler Konrad Adenauer: „Demokratie muss stetig erarbeitet und verteidigt werden.“ Er unterstrich, dass jeder Einzelne Verantwortung für den Erhalt demokratischer Werte trage und dass die „zweite Chance“ für Deutschland mit dem Leben von Millionen alliierter Soldaten bezahlt wurde. In Anbetracht der aktuellen demokratiefeindlichen Strömungen sei das Versprechen „Nie wieder“ heute wichtiger denn je.

Grußwort von Bürgermeister Jonas Glüsenkamp

Bürgermeister Jonas Glüsenkamp hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Volkshochschule für die demokratische Gesellschaft hervor. Er betonte, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und dass sie immer wieder neu erarbeitet und verteidigt werden müsse. Insbesondere warnte er vor der Gefährdung durch Falschaussagen in politischen Diskursen, die dazu führen könnten, dass viele Menschen Fakten von Fiktion nicht mehr unterscheiden könnten.

„Demokratie, so verstehe ich sie in Bamberg, lebt von Beteiligung und Dialog“, erklärte Glüsenkamp, „aber auch von Rücksicht auf die Meinung der Minderheit.“ Die vhs leiste mit ihrem umfangreichen Bildungsangebot einen unverzichtbaren Beitrag dazu. Er schloss sich der Forderung des vhs-Dachverbands an, die Weiterbildung von der Umsatzsteuer zu befreien und stellte klar: „Bildung ist kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“

Das vielfältige Bildungsangebot der vhs

Dr. Anna Scherbaum, Leiterin der Volkshochschule, stellte das breite Bildungsangebot vor. Mit über 850 Kursen reicht das Programm von Sprachkursen über Digitalisierung bis hin zu Gesundheitsbildung und politisch-kultureller Bildung. „Wir möchten, dass die Menschen in Bamberg Potenziale entdecken und ihre Chancen auf positive Veränderungen im Leben nutzen können“, erklärte Scherbaum.

Sie hob die zahlreichen kostenfreien Vorträge hervor, die Wissen vermitteln und zur Diskussion anregen sollen. Eine neue Vortragsreihe, die in Kooperation mit dem Stadtarchiv Bamberg und dem Historischen Verein ins Leben gerufen wurde, wird sich mit dem demokratischen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Im vhs-Foyer wird zudem eine umfangreiche Fotoausstellung des Stadtarchivs bereitgestellt, die eine dokumentarische Perspektive auf das Thema bietet.

Ein Ort des lebenslangen Lernens

Zu guter Letzt betonte Dr. Scherbaum die Rolle der Volkshochschule als Ort des lebenslangen Lernens und der Begegnung: „Es ist wunderbar zu sehen, wie sich unsere Räume mit Fröhlichkeit, Lachen und der gemeinsamen Vorfreude darauf füllen, Neues zu lernen.“ Ihr Dank galt allen Kursleitern, Kooperationspartnern und dem gesamten vhs-Team, die das neue Programm ermöglicht haben. „Gemeinsam mit Ihnen werden wir unserem Leitspruch ‚Wir.bilden.Bamberg‘ gerecht und sorgen dafür, dass Bildung für alle zugänglich bleibt.“

Dank und Fotonachweis

Ein besonderer Dank richtet sich an das Stadtarchiv Bamberg und Jürgen Schraudner für die zur Verfügung gestellten Fotos, die die Veranstaltung eindrucksvoll dokumentieren.