Die ZDF-Programmhineise für Dienstag, den 28. Januar 2025, um 22:15 Uhr, laden die Zuschauer zu einer aufrüttelnden und tiefgründigen Auseinandersetzung mit einem Thema ein, das oft im Schatten bleibt: die 37°-Dokumentation "Leben nach dem Missbrauch", ein eindrucksvoller Film von Nathalie Suthor. Diese Sendung setzt sich mit dem schmerzhaften und bedeutsamen Thema der sexualisierten Gewalt in christlichen Institutionen auseinander, mit einem besonderen Fokus auf die evangelische Kirche und die oft unzureichende Unterstützung der Betroffenen.
Die Dokumentation wird im Kontext einer Studie behandelt, die im Januar 2024 vorgestellt wurde und von 2225 bekannten Fällen sexualisierter Gewalt in verschiedenen kirchlichen Einrichtungen ausgeht. Fachleute schätzen jedoch, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen weitaus höher ist, da viele Opfer aus Angst vor Stigmatisierung, mangelndem Vertrauen in die Institutionen oder anderen Gründen ihre Geschichten nicht teilen. In diesem Sinne nimmt die Dokumentation eine wichtige Rolle ein, indem sie Einzelschicksale beleuchtet und den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Zugang zu den oft ignorierten Geschichten von Leid und Überwindung bietet.
Im Rahmen der Dokumentation kommen mehrere Betroffene zu Wort, deren Erlebnisse erschütternd und gleichzeitig inspirierend sind. Nancy Janz, die in ihrer Jugend Missbrauch in einer diakonischen Einrichtung erlitten hat, hat sich mittlerweile zu einer engagierten Sprecherin der Betroffenen im Beteiligtenforum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entwickelt. Ihr Aktivismus ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie aus persönlichem Leid ein Engagement für andere entstehen kann. Sie beschreibt, wie wichtig es ist, dass die Kirche sich ihrer Verantwortung stellt und echte Veränderungen herbeiführt.
Ebenfalls zu Wort kommen Anselm Kohn und sein Bruder Stephan, die in ihrer Kindheit von ihrem Stiefvater, einem Pastor, missbraucht wurden. Ihre Erlebnisse sind geprägt von Verzweiflung und dem Kampf um Gerechtigkeit. In der Dokumentation schildern sie, wie sie sich nach jahrelangem Schweigen und innerem Kampf dazu entschlossen haben, ihre Stimmen zu erheben und sich für eine umfassende Aufarbeitung der Missbrauchsfälle stark zu machen. Ihre Geschichte verdeutlicht, wie wichtig es ist, Betroffene zu ermutigen, ihre Stimme zu erheben und sich Gehör zu verschaffen.
Markus Klaaßen, ein weiterer Betroffener, berichtet ebenfalls von den traumatischen Erfahrungen, die er in seiner Jugend machen musste. Seine Schilderungen machen deutlich, dass die Verarbeitung solcher Erlebnisse oft Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann. Er spricht über die Herausforderungen, die mit der Konfrontation der eigenen Vergangenheit und der Suche nach Heilung einhergehen.
Die Sendung untersucht nicht nur die individuellen Schicksale dieser Menschen, sondern auch die grundsätzlichen Mechanismen, die in der evangelischen Kirche zur Verdrängung solcher Themen führen. Sie beleuchtet in diesem Kontext, wie die Institutionen auf die Berichte von Missbrauch reagieren, welche Maßnahmen zur Aufarbeitung getroffen werden und wie ein verbessertes Schutzkonzept für Kinder und Jugendliche innerhalb der Kirche aussehen könnte. In einer von Glaubenswänden und Institutionen geprägten Welt ist es wichtig, dass Tabus gebrochen werden, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern und den Opfern Gehör zu schenken.
Die "37°"-Dokumentation „Leben nach dem Missbrauch“ ist nicht nur ein Film über Schmerzen und Wunden, sondern auch ein Lichtblick für Überlebende, die den Mut finden, ihre Geschichten zu erzählen. Am Sendetag wird die Dokumentation ab 8.00 Uhr auch in der ZDFmediathek verfügbar sein, sodass ein breiteres Publikum Zugang zu diesen wichtigen und aufklärenden Inhalten hat. Indem der Film das Schweigen bricht und die Realität hinter den verschlossenen Türen der Kirchen beleuchtet, trägt er zu einem notwendigen Diskurs über Verantwortung, Heilung und Veränderung bei. In einer Welt, in der seelische Wunden oft verborgen bleiben, ist es die Hoffnung, dass solche Initiativen das Bewusstsein schärfen und zu einem effektiven Umdenken innerhalb der Institutionen führen.