Das Schaufenster Stadtgeschichte präsentiert eine Autogrammkarte des Ural-Kosaken-Chors aus dem Jahr 1935, die an ihr Gastspiel in Bochum erinnert.
Foto: © Stadt Bochum

Entdecken Sie die Geschichte des Ural-Kosaken-Chors in Bochum!

Eine Reise zurück ins Jahr 1935 – Kostenlose Ausstellung im Stadtarchiv
**Schaufenster Stadtgeschichte: „Autogrammkarte des Ural-Kosaken-Chors“** Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ ist ein monatliches Highlight im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, das dazu dient, bedeutende Dokumente und Objekte aus den umfangreichen Beständen des Stadtarchivs zu präsentieren. Dieses einmalige Konzept verfolgt nicht nur die Absicht, herausragende historische Ereignisse oder Persönlichkeiten ins Rampenlicht zu rücken, sondern bietet auch einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt und den Reichtum des kulturellen Erbes Bochums. Diese Zeugnisse der Vergangenheit werden im Stadtarchiv bewahrt und sind ein unverzichtbarer Teil der Identität der Stadt. In der Februar-Ausgabe des „Schaufenster Stadtgeschichte“ steht ein besonders interessantes Exponat im Mittelpunkt: die „Autogrammkarte des Ural-Kosaken-Chors“, die an ein einmaliges Gastspiel des Ensembles in Bochum erinnert. Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, diese und weitere wertvolle Exponate im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, zu besichtigen. Der Besuch ist kostenlos und bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Schätze der Bochumer Geschichte zu entdecken. Für weitere Informationen zum Stadtarchiv und dessen Angeboten steht die Website www.bochum.de/stadtarchiv zur Verfügung. Der Ural-Kosaken-Chor trat am 5. Februar 1935 in der Stadt auf und hinterließ bleibende Eindrücke. Gegründet wurde das Ensemble 1924 in Paris und setzte sich aus Männern russisch- und ukrainischstämmiger Herkunft zusammen, deren Wurzeln tief in die kosakische Tradition verwoben sind. Die Geschichte der Kosaken ist eng verknüpft mit der turbulenten Entwicklung Russlands im 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem Ende des Zarenreichs. Diese Zeit war von Unsicherheit und Verfolgung geprägt, insbesondere für die Kosaken, die unter der Herrschaft der Bolschewiki litten. Viele von ihnen, darunter auch der Gründer und Leiter des Chors, Andrej Iwanowitsch Scholuch, sahen keine andere Möglichkeit, als ins Exil zu flüchten. Scholuch, der 1922 aus der heutigen Ukraine nach Frankreich kam, widmete sein Leben der Bewahrung und Verbreitung der kosakischen Kultur durch Musik und Gesang. Das Gastspiel in Bochum fand in der Lichtburg statt, einem Kino, das 1929 eröffnet wurde und schnell zu einem kulturellen Zentrum der Stadt avancierte. Die Lichtburg war ursprünglich als „Kino-Varieté“ konzipiert und bot ein gemischtes Programm, bevor sie später als reines „Tonfilmtheater“ umgebaut wurde. Mit rund 1.000 Sitzplätzen war die Lichtburg eines der größten Kinos in der Region und zeichnete sich durch eine stilvolle, moderne Innenausstattung in Schwarz, Lichtgrau und Weiß mit elegantem dunkelrotem Mobiliar aus. Ihre architektonische Gestaltung im Stil des Neuen Bauens machte sie zu einem beliebten Motiv für Postkarten. Leider wurde die Lichtburg 1944 während eines Luftangriffs zerstört und die Ruine wurde 1949 abgerissen, um der neuen Hattinger Straße Platz zu schaffen. Die Autogrammkarte, die im Rahmen des „Schaufenster Stadtgeschichte“ gezeigt wird, ist nicht nur ein Dokument der Erinnerung an das Gastspiel des Ural-Kosaken-Chors, sondern auch ein Zeugnis der künstlerischen Leistungen und der kulturellen Identität einer ganzen Ethnie. Auf der Rückseite der Karte haben sich sechs der acht Ensemblemitglieder verewigt: „A. Scholuch / K. Kwitkowsky / I. Lavrovsky / B. Kusmenok / W. Ksenofontow / W. Waneeff“. Unter der Leitung von Andrej Scholuch war der Ural-Kosaken-Chor bis 1940 und danach erneut von 1956 bis 1972 aktiv. Zu den prominenten Mitgliedern gehörte auch der Berliner Hans Rippert, der unter dem Künstlernamen Ivan Rebroff bekannt wurde und für seine außergewöhnliche Stimmkraft und seine Auftritte mit kosakischer und russischer Musik berühmt war. Die Ausstellung im Stadtarchiv gibt den Besuchern die Chance, in die spannende Geschichte des Ural-Kosaken-Chors und dessen bedeutenden Platz in der kulturellen Landschaft des 20. Jahrhunderts einzutauchen. Gleichzeitig wird damit ein Stück Bochumer Stadtgeschichte gewürdigt, das nicht nur die Stadt selber, sondern auch die kulturellen Strömungen und Herausforderungen jener Zeit reflektiert.
Quellen, Änderungsprotokoll und sonstige Hinweise
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