Am 28. Januar 2025 um 18 Uhr wird im Museum Hexenbürgermeisterhaus ein ganz besonderer Vortrag von Dr. Sarah Masiak stattfinden. Die Leiterin des Kreisarchivs Lippe wird im Rahmen der eindrucksvollen Sonderausstellung „Hexenwahn. Glaube. Macht. Angst.“ über ein bislang eher unbekanntes, aber äußerst faszinierendes Kapitel aus der Geschichte der Hexenverfolgungen sprechen – die sogenannten „Teufelskinder“.
Diese Bezeichnung bezieht sich auf Nachfahren von Personen, die in der Vergangenheit als Hexen verurteilt wurden und in Fürstenberg, einer ländlichen Kommune im Hochstift Paderborn lebten. Dr. Masiak wird aufzeigen, wie dieses belastende Etikett nicht nur die Betroffenen stigmatisierte, sondern auch eine klare Trennlinie zwischen den „normalen“ Bewohnern und den von Hexenverfolgung betroffenen Familien zog. Diese Stigmatisierung basierte auf dem Glauben, dass die Kinder von Hexen vererbt hatten, was zu einem tiefen sozialen Graben innerhalb der Gemeinschaft führte.
Anhand von historischen Dokumenten und Fallstudien wird Dr. Masiak die tragischen Schicksale dieser Familien beleuchten. Sie werden auf die rechtlichen und sozialen Herausforderungen eingehen, mit denen diese „Teufelskinder“ konfrontiert waren und wie das Hexenimage ihnen von der Gesellschaft, aber auch von sich selbst, aufgezwungen wurde. Darin wird auch eine interessante soziale Dynamik sichtbar: einige der Betroffenen nahmen das ihnen zugeschriebene Hexenimage an und verwandelten es in eine Art Identität, was tiefgreifende Folgen sowohl für sie als auch für ihre Gemeinde hatte.
Das Erlebnis wird durch eine historische Rekonstruktion ihrer Lebensrealitäten angereichert, in dem durch die Auseinandersetzung mit ihrem sozialen Umfeld und den gesellschaftlichen Erwartungen ein sozialpsychologischer Teufelskreis entstehen konnte. Dieser Zyklus von Stigmatisierung und innerer Verinnerlichung ist ein zentraler Punkt in Dr. Masiaks Analyse und bietet spannende Parallelen zu modernen sozialen Phänomenen der Marginalisierung und Stigmatisierung.
Der Vortrag ist nicht nur eine Gelegenheit, mehr über die triste Realität hinter den Hexenprozessen zu erfahren, sondern regt auch dazu an, über die Mechanismen nachzudenken, die in unserer Gesellschaft zur Stigmatisierung bestimmter Gruppen führen können.
Vor dem Vortrag bietet das Museum um 17 Uhr eine exklusive Führung durch die bevorstehende Sonderausstellung „Hexenwahn. Glaube. Macht. Angst.“ an. Diese umfassende Ausstellung ergründet den historischen Hexenglauben und dessen weitreichende Konsequenzen über regionale Grenzen hinaus und wird von der kompetenten Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn geleitet. Wir laden alle Interessierten herzlich ein, an dieser Führung teilzunehmen und sich auf den Vortrag einzustimmen.
Der Eintritt zu Dr. Masiaks Vortrag ist kostenfrei. Für die Vorab-Führung fällt lediglich eine geringe Gebühr von 3 Euro an. Eine Anmeldung ist für beide Veranstaltungen nicht unbedingt erforderlich, wird jedoch empfohlen, um den Veranstaltern die Planung zu erleichtern. Anmeldungen können im Hexenbürgermeisterhaus unter der Telefonnummer 05261/213-276 oder per E-Mail an museen@lemgo.de erfolgen.
Das Museum Hexenbürgermeisterhaus freut sich auf einen spannenden Abend voller interessanter Einblicke in die Geschichte der Hexenverfolgungen und deren tiefgreifenden Auswirkungen auf die Gesellschaft, sowohl damals als auch in der heutigen Zeit. Seien Sie dabei und lassen Sie sich von dieser tiefgründigen Thematik fesseln!