Die Lesung zu Heinrich Manns "Untertan" in der Stadtbücherei zog zahlreiche Literaturinteressierte an und bot tiefgehende Einblicke in das Werk des Autors.
Foto: © Sonja Colling-Bost

Literatur und Demokratie: Heinrich Manns bedeutender Einfluss im Fokus

Eine thematische Lesung in St. Ingbert beleuchtet aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und den zeitlosen Wert von Manns 'Der Untertan'.

Der deutsch-französische Dialog erfuhr jüngst durch ein besonderes literarisches Ereignis neuen Aufschwung: In der Stadtbücherei von St. Ingbert fand eine thematische Lesung zu Heinrich Manns "Der Untertan" statt. Diese Veranstaltung war Teil eines bilingualen Projekts des Deutsch-Französischen Bürgerfonds und des St. Ingberter Literaturforums unter dem Motto "Literatur und Demokratie". Der Autor Heinrich Mann, oft im Schatten seines Bruders Thomas stehend, hat mit seinem Roman einen bedeutenden Beitrag zur europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts geleistet.

Die Veranstaltung und Teilnehmer

Zu den besonderen Gästen der Lesung zählten Alphonse Walter, Gründer und Leiter des Lothringer Theaters, und Birgit Giokas. Beide boten durch eine lockere Darbietung Einblicke in das Leben von Diederich Heßling, der Hauptfigur des Romans. Heßling verkörpert auf erschreckend aktuelle Weise den autoritären Charakter, der von einem unterdrückten Knaben zum gnadenlosen Unterdrücker in Familie und Gesellschaft wird.

Die Bedeutung des Romans

Alphonse Walter ging auf die Relevanz der Ereignisse in den letzten hundert Jahren ein und beleuchtete diese aus einer französischen Perspektive. Dabei wurde deutlich, dass die Themen des Romans – wirtschaftliche Unsicherheit, Zukunftssorgen, politische Instabilität und die Sorge um die Demokratie – heute genauso aktuell sind wie zur Zeit seines Entstehens. Allerdings konnte während der Veranstaltung nur ein kleiner Teil des Romans präsentiert werden, was der großen Fülle und Dichte des Textes geschuldet ist.

Heinrich Manns Standpunkt und Einfluss

IlF-Sprecher Jürgen Bost erinnerte an Heinrich Manns gesellschaftliche Position: "Demokratie ist im Grunde die Anerkennung, dass wir, sozial genommen, alle für einander verantwortlich sind." Diese Worte von Heinrich Mann aus dem Jahr 1927 spiegeln seine tiefe Sympathie für Frankreich wider, die sich besonders während seiner Exilzeit von 1933 bis 1940 zeigte. Frankreich wurde von Mann als ideales Gegenstück zu den politischen Entwicklungen in Deutschland angesehen.

Kommende Veranstaltungen und Rückblick

Im Rahmen des St. Ingberter Literaturforums findet am 19. März 2025 eine weitere interessante Veranstaltung statt: Eine Autorenbegegnung mit Christoph Pauly, langjähriger Brüsseler Spiegel-Korrespondent, der mit seinem Roman "Laune der Götter" die Themen Europa und Migration thematisiert. Zudem erinnerte auch die St. Ingberter Kinowerkstatt an Heinrich Manns "Jahrhundertroman" mit einer Vorführung von Wolfgang Staudtes Filmklassiker "Der Untertan" aus dem Jahr 1951. Diese DEFA-Produktion zählt zu den bedeutenden filmischen Umsetzungen eines literarischen Werkes, dessen Wert in der Bundesrepublik erst spät anerkannt wurde.

Quellen, Änderungsprotokoll und sonstige Hinweise
Literatur und Demokratie: Heinrich Manns bedeutender Einfluss im Fokus | Symbolbild
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