Die Stadt Leipzig hat heute, am 15. Januar 2025, einen bedeutenden Moment in ihrer Geschichte gefeiert: Während eines festlichen Aktes im Alten Rathaus wurde Gesine Oltmanns die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Diese Auszeichnung, die höchste Ehre, die die Stadt Leipzig zu vergeben hat, wurde im Beisein von Oltmanns' Familie, einer Vielzahl von Weggefährten sowie zahlreichen Vertretern aus Politik und Stadtgesellschaft gewürdigt.
Ministerpräsident Michael Kretschmer und Oberbürgermeister Burkhard Jung hoben in ihren Ansprachen das außergewöhnliche Engagement der Bürgerrechtlerin hervor, das über Jahrzehnte hinweg zur Entwicklung und dem Wohlstand der Stadt geleistet wurde. Sie würdigten Oltmanns‘ unerschütterlichen Mut und ihren unermüdlichen Einsatz für eine gerechte Gesellschaft während der Zeiten der Repression in der ehemaligen DDR.
Besonders bewegend war die Laudatio, die von Ina Rumiantseva, einer Vertreterin des Razam e.V., gehalten wurde. Sie betonte die Bedeutung von Oltmanns' Arbeit und ihren unverzichtbaren Beitrag zur Friedlichen Revolution, die nicht nur Leipzig, sondern das gesamte Land nachhaltig geprägt hat. Oltmanns, die in einem historischen Foto von der Leipziger Herbstmesse 1989 zu sehen ist – auf dem sie gemeinsam mit ihrer Freundin Katrin Hattenhauer das Plakat mit der Aufschrift „Für ein offenes Land mit freien Menschen“ hochhält – wird als Symbolfigur dieser massiven Bürgerbewegung angesehen. Am 9. Oktober 1989 führte sie den Demonstrationszug von über 70.000 Menschen auf dem Leipziger Ring an, das Ereignis gilt als ein entscheidender Wendepunkt auf dem Weg zur Wende.
Wolf Biermann, ein renommierter Liedermacher, der 1953 in die DDR übergesiedelt war und 1976 aufgrund seines politischen Engagements ausgebürgert wurde, sorgte mit seiner Musik für einen emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung. Er hielt ebenfalls eine kurze Rede, die den Geist von Oltmanns‘ Kämpfen und Idealen unterstrich. Nach der Verleihung trug sich Gesine Oltmanns feierlich ins Goldene Buch der Stadt Leipzig ein, ein symbolischer Akt, der ihre tiefe Verbundenheit mit Leipzig und ihrer Geschichte widerspiegelt.
Die Ehrenbürgerwürde wird an Personen verliehen, die sich in herausragender Weise um das Gemeinwohl, die Stadt Leipzig und ihr Ansehen verdient gemacht haben. Seit der ersten Verleihung im Jahr 1832 wurden insgesamt 91 Ehrenbürger ernannt, wobei nach 1990 sechs dieser Würden aberkannt wurden. Gesine Oltmanns ist die jüngste, die mit dieser Auszeichnung geehrt wurde und stärkt damit das Vermächtnis der Stadt als Ort der Freiheit und der Bürgerrechte.
Gesine Oltmanns engagiert sich nicht nur für die Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch aktiv für eine bessere Zukunft. Ihr Einsatz für die europäische Idee ist in der Gründung des EuropaMaidan Leipzig e.V. manifestiert, dessen Ziel es ist, Werte wie Solidarität und Freiheit zu fördern. Zusätzlich ist sie seit der Gründung der Stiftung Friedliche Revolution im Jahr 2009 im Kuratorium und Vorstand aktiv und setzt sich dort besonders für politische und historische Bildungsarbeit ein. Momentan hat sie die Projektleitung für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal, das zukünftigen Generationen die Lehren aus der Geschichte näherbringen soll.
Das heutige Ereignis ist nicht nur eine Ehrung für Gesine Oltmanns, sondern auch ein kraftvolles Zeichen für die Bürgergesellschaft in Leipzig. In einer Zeit, in der demokratische Werte und Menschenrechte mehr denn je gefordert sind, bleibt Oltmanns ein unerschütterliches Vorbild für Engagement, Mut und Standhaftigkeit. Ihr Leben und Wirken erinnern uns daran, dass Freiheit und Frieden nicht selbstverständlich sind, sondern von jedem Einzelnen verteidigt werden müssen.