Faszinierendes Projekt: Umzug der Rußhütte in Freudenstadt
Translozierung eines historischen Baudenkmals stellt die Stadt vor Herausforderungen und bietet zahlreiche VorteileFreudenstadt. Der Umzug der Rußhütte in Freudenstadt geht planmäßig voran. Die sogenannte Translozierung, bei der ein komplettes Baudenkmal verlegt wird, stellt ein außergewöhnliches Projekt für die Stadt dar. Interessenten können die Fortschritte online verfolgen. Zwei Webcams liefern fortlaufend aktuelle Bilder – eine zeigt die Arbeiten am alten Standort, die andere den Aufbau im Christophstal.
Faszinierendes Neuland
„Wir haben schon viel geplant und gebaut. Aber das ist auch für uns als Stadt ein absolut faszinierendes Thema und komplettes Neuland. Wir freuen uns schon auf das Ergebnis“, erklärt Thomas Gärtner, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die Translozierung der Rußhütte in der Stuttgarter Straße hatte am 4. März begonnen. Die Firma Jako Baudenkmalpflege GmbH führt das Projekt durch. Bis zum Jahresende soll das Gebäude, das Stein für Stein ab- und wieder aufgebaut wird, im Christophstal auf dem Gelände der Gartenschau 2025 Freudenstadt-Baiersbronn stehen.
Historisches Gebäude
Das 1849 erbaute Gebäude umfasst zwei Vollgeschosse, ist mit doppelwändiger Sandsteinmauer konstruiert und besitzt einen Dachstuhl. Im Gewölbekeller wurden einst Reißig, Baumzapfen und harzhaltige Baumbestandteile zu Ruß verschwelt, der als Basis für Pflegemittel, Ölfarben, Druckerschwärze und Zeichentusche diente. Von den einst fünf dokumentierten Rußhütten in Deutschland sind nur noch zwei erhalten.
Ein neues Zuhause im Christophstal
Das Christophstal beherbergt das historische industrielle Herz Freudenstadts, wo Holz, Erz und Glas gewonnen und verarbeitet wurden. Die Gewinnung von Ruß war eine Vorform der chemischen Industrie, deren Bedeutung mit der Einführung der Steinteerproduktion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abnahm. Die Freudenstädter Rußhütte diente auch als Wohnhaus und Gaststätte.
Finanzierung und zukünftige Nutzung
Das Regierungspräsidium Karlsruhe trägt den Großteil der Translozierungskosten, die auf rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt sind. Die Stadt steuert 200.000 Euro bei, um den neuen Standort beim Platzmeisterhaus vorzubereiten und den Innenausbau so zu gestalten, dass das Gebäude zur Gartenschau begeh- und nutzbar ist. Laut Thomas Gärtner sind nach der Gartenschau viele Nutzungen für die Rußhütte denkbar; entschieden ist jedoch noch nichts.
Vorteile der Translozierung
Die Translozierung der Rußhütte bietet mehrere Vorteile. Einerseits wird eine Attraktion im Christophstal geschaffen, andererseits erleichtert der Umzug des Baudenkmals die Pläne für einen innerstädtischen Entlastungstunnel. Ein Tunnelmund soll am aktuellen Standort der Rußhütte entstehen. Das Regierungspräsidium plant, die Unterlagen für die Planfeststellung Mitte des Jahres zu überarbeiten. Mit einem Planfeststellungsbeschluss wird 2025 gerechnet.
Bildbeschreibung:
Auf- und Abbau Stein für Stein, Balken für Balken: Die Translozierung der Rußhütte in Freudenstadt durch eine Fachfirma verläuft bislang planmäßig. Foto: Rath/Stadtverwaltung