Die Stolpersteine haben sich längst zu einem bedeutenden Symbol des Erinnerns und der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit entwickelt. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt und sind in unzähligen Städten und Gemeinden verteilt, um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. Auch in Alt-Wulfen, einem Stadtteil im Ruhrgebiet, tragen diese kleinen, aber eindrucksvollen Gedenksteine zur Wahrung der Erinnerungskultur bei.
„Die Schüler der Klassen 7.5 und 8.5 haben sich der Aufgabe angenommen, die Stolpersteine zu reinigen und zu polieren. Dieser Prozess ist für uns von großer Bedeutung, denn wir möchten sicherstellen, dass die Erinnerungen an die Opfer nicht verblassen“, erklärt Fabian Unger, der als Geschichtslehrer tätig ist und die Aktionen seiner Schüler mit großem Engagement begleitet. So haben die Jugendlichen nicht nur die Gelegenheit, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, sondern auch eine wichtige Lektion über Verantwortung, Empathie und das Gedenken an eine dunkle Epoche der Geschichte.
Die Stolpersteine, die aus Messing hergestellt sind und in die Größe von Kopfsteinpflasterplatten eingepasst werden, finden sich vor den ehemaligen Wohnhäusern von Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Jeder Stein trägt den Namen, das Geburtsdatum und das Schicksal des jeweiligen Opfers, was den Besucher direkt anspricht und zum Nachdenken anregt. „Die Gedenksteine berühren, weil sie Menschen in die Gegenwart holen, die einst in unserer Mitte lebten“, betont Unger. Indem Schüler und Bürger diese Steine pflegen, tragen sie aktiv dazu bei, dass die Erinnerungen an die Täter und deren Taten lebendig bleiben.
Das Projekt entstand unter der Schirmherrschaft des Aktionskünstlers Gunter Demnig, der die Stolpersteine ins Leben gerufen hat. Demnig wollte mit seiner Kunst den Menschen die Möglichkeit geben, über die Gräuel des Nationalsozialismus nachzudenken, indem sie beim Überqueren der Straßen plötzlich „stolpern“ und sich mit diesen Erinnerungen auseinandersetzen müssen. Die Idee hinter dieser Form des Gedenkens ist es, die Opfer nicht nur als Namen und Zahlen dir zu betrachten, sondern als Menschen mit eigenen Schicksalen, die Teil der Gemeinschaft waren.
„Unser Ziel ist es, dass diese Spuren in unserer Geschichte niemals beseitigt werden“, sagt Fabian Unger entschlossen. Der Erhalt der Stolpersteine und die Pflege solcher Mahnmale sind von zentraler Bedeutung, um zukünftige Generationen zu sensibilisieren und sie daran zu erinnern, welche Verantwortung wir als Gesellschaft tragen. Durch Bildung und Aufklärung soll sichergestellt werden, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus in der kollektiven Erinnerung bewahrt werden.
Die Schüler des Projekts erleben nicht nur den Bezug zur Geschichte, sondern auch eine Verbindung zu den Menschen, die einst dort lebten, wo heute diese Gedenksteine stehen. Die Reinigungsaktion wird begleitet von Gesprächen über die Vergangenheit, über die Menschen, deren Leben mit grausamen Entscheidungen und Umständen endete. All dies geschieht im Bewusstsein, dass Bildung und Erinnerung der Schlüssel sind, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Mit dieser nachhaltigen Initiative wird Kunst zur Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und fördert die Diskussion über Toleranz, Respekt und Menschlichkeit. Die Stolpersteine regen dazu an, innezuhalten und sich mit der dunklen Geschichte unseres Landes auseinanderzusetzen – ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu einer besseren Zukunft.