**Hilfe für die Geburtshelferkröte: Der Schutz einer gefährdeten Amphibienart in Hessen**
Marburg-Biedenkopf – Die Geburtshelferkröte, eine kleine, unscheinbare Amphibienart, hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Symbol des Naturschutzes in Hessen entwickelt. Während diese Art früher als häufig angesehen wurde, gilt sie mittlerweile in vielen Regionen, einschließlich Marburg-Biedenkopf, als stark gefährdet. Der Rückgang dieser faszinierenden Tiere ist alarmierend, und um dem entgegenzuwirken, hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises umfassende Maßnahmen ergriffen, um neue Lebensräume zu schaffen und den Bestand dieser Krötenart zu stabilisieren.
**Der Lebensraum der Geburtshelferkröte**
Die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) ist besonders bemerkenswert für ihre einzigartige Brutpflege. Im Gegensatz zu vielen anderen Amphibienarten trägt das Männchen die befruchteten Eier, die es vom Weibchen aufnimmt, an seinen Hinterbeinen spazieren. In kleinen Gewässern, die oft in Steinbrüchen und Tongruben zu finden sind, sucht das Männchen nach einem geeigneten Laichplatz, wo die Larven schließlich schlüpfen. Diese Tiere sind sowohl auf Wasser als auch auf Land angewiesen und benötigen eine Vielzahl von Lebensräumen, um ihre Lebenszyklen zu vollenden.
„Die Geburtshelferkröte hat keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum“, erklärt Gabriele Spill-Ebert, eine Expertin vom Fachdienst Naturschutz des Landkreises. „Kleine, nicht intensiv genutzte Gewässer, sonnige Steilhänge und Gesteinshaufen sind ideale Verstecke für diese Tiere.“
**Maßnahmen zur Schaffung neuer Lebensräume**
Um die Geburtshelferkröte vor dem Aussterben zu bewahren, hat die Untere Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Naturschutz gezielte Projekte zur Schaffung neuer Lebensräume in der Region initiiert. Im Bereich der Perf zwischen Steffenberg-Steinperf und Bad Endbach-Bottenhorn wurden kürzlich zwei landkreiseigene Tümpel nachhaltig von Schlamm und unerwünschtem Bewuchs befreit. Dies schafft nicht nur Lebensraum für die Geburtshelferkröte, sondern auch für andere Amphibienarten, die in der Region vorkommen.
Zusätzlich wurden in der Umgebung neue Amphibientümpel angelegt, um den Bedarf dieser Tiere an geeigneten Laichplätzen zu decken. Auch auf einem Privatgrundstück konnten zwei neue Tümpel entstehen, wodurch das Habitat weiter ausgebaut wird. Um den Tieren auch an Land Schutz und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, wurden Gesteinshaufen in der Nähe der Gewässer angelegt.
„Mit diesen Maßnahmen möchten wir die Bestände der Amphibien im Landkreis stabilisieren und die Ansiedlung weiterer Arten in den neu geschaffenen Lebensräumen fördern“, betont Spill-Ebert. Erfolgreiche Populationen der Geburtshelferkröte in benachbarten Naturschutzgebieten könnten dazu führen, dass sich die Tiere auch in die neu angelegten Tümpel ausbreiten.
**Herausforderungen für Amphibien**
Trotz dieser positiven Entwicklungen steht die Geburtshelferkröte vor verschiedenen Herausforderungen, die ihren Bestand gefährden. Landschaftliche Veränderungen, wie die intensive Nutzung von Naturflächen oder der Abbau von Rohstoffen in Steinbrüchen, führen häufig zur Zerstörung ihres Lebensraums. Auch der zunehmende Bewuchs durch Bäume und Sträucher kann die sonnigen Steilhänge, die die Kröten für ihre Fortpflanzung benötigen, unbewohnbar machen.
Darüber hinaus haben invasive Arten wie der Amerikanische Signalkrebs das Potenzial, die Bestände der Geburtshelferkröte stark zu gefährden. Der Landkreis hat jedoch Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohung zu mindern. Ein regelmäßiges Abfischen dieser invasiven Krebsart im Steinbruch Kohlenacker hat bereits zu einem signifikanten Anstieg der Geburtshelferkrötenpopulation geführt.
Ein weiterer Faktor, der den Amphibienbeständen zusetzt, ist der Klimawandel. Wärmere Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster können die Lebensbedingungen für die Geburtshelferkröte weiter verschlechtern. Auch die steigende Häufigkeit von Hautkrankheiten, wie den Chytridpilz, steht als Bedrohung im Raum, da sie häufig zum Tod betroffener Amphibien führen.
**Zukunftsperspektiven und Engagement für den Naturschutz**
Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte zur Wiederherstellung und Neuanlage von Tümpeln und Lebensräumen durchgeführt, um die Biodiversität in der Region zu fördern. Die Wiederherstellung bestehender Gewässer, die durch Schlammlagerung und wildwachsende Pflanzen in ihrer Funktion als Lebensraum beeinträchtigt waren, ist ein essentieller Schritt in Richtung Schutz einer Vielzahl von Amphibienarten.
„Der Rückgang der Bestände betrifft nicht nur die seltenen Arten, sondern auch weitverbreitete Arten wie den Grasfrosch“, stellt Spill-Ebert fest. Umso wichtiger ist es, dass der Landkreis weiterhin aktiv gegen den Rückgang der Amphibienpopulationen vorgeht und neue Lebensräume schafft.
Für Interessierte, die mehr über die Lebensweise der Geburtshelferkröte und anderer Amphibienarten erfahren möchten, stellt der Landkreis umfassende Informationen zur Verfügung. Über die Website des Landkreises Marburg-Biedenkopf können detaillierte Informationen und Beobachtungstipps abgerufen werden. Der Einsatz für den Schutz der Geburtshelferkröte und ihrer Lebensräume ist nicht nur ein Beweis für das Engagement der Behörden, sondern auch ein Aufruf an die Bevölkerung, aktiv zum Erhalt dieser bemerkenswerten Art beizutragen.