Die aktualisierte Gedenktafel an der Alten Synagoge in Detmold erinnert nun an 226 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, basierend auf umfassenden Recherchen.
Foto: © Stadt Detmold / Foto: Gudrun Mitschke-Buchholz

80 Jahre nach der Befreiung: Gedenktafel in Detmold erhält bedeutende Erweiterung

226 Namen erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
**Weitere Opfer treten aus der Anonymität hervor** Die Gedenktafel an der Alten Synagoge in Detmold hat ein Update erhalten, das nicht nur die Anzahl der dokumentierten Namen von Verfolgten erhöht, sondern auch eine tiefere Reflexion über das Leid der jüdischen Gemeinde und anderer Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermöglicht. Mit der neuen Fassung wird die Gedenktafel auf 226 Namen erweitert, die nun aus der Anonymität der Vergangenheit hervortreten können. Die Feier der neuen Tafel ist für den 27. Januar 2025, dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, angesetzt. Dies ist ein symbolträchtiges Datum, das den Menschen, die unter dem Terror des NS-Regimes gelitten haben, besondere Aufmerksamkeit und Respekt zollt. Die Geschichte dieser Gedenktafel reicht bis ins Jahr 1995 zurück, als die erste Version mit 151 Namen aufgestellt wurde. Seither wurde diese bereits zweimal aktualisiert, und die Arbeiten für die jüngste Erweiterung wurden von der Stadt Detmold in Auftrag gegeben. Die engagierte Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz spielte eine besondere Rolle bei der Zusammenstellung der aktualisierten Liste. Ihre akribischen Recherchen führten sie zu Gedenkstätten und Archiven auf nationaler sowie internationaler Ebene, wobei sie besondere Beachtung auf die Arolsen Archives legte. Diese Institution beherbergt eine der umfangreichsten Sammlungen von Dokumenten, die zivile Opfer während der nationalsozialistischen Herrschaft betreffen – mit über 30 Millionen Dokumenten. Ihre Arbeit ermöglicht es, nicht nur Namen aufzulisten, sondern auch die Geschichten und Lebenslinien hinter diesen Namen zu rekonstruieren. Mit der neuen Tafel wird nun auch den Überlebenden gedacht, die in den Jahren des Nationalsozialismus unermessliches Leid erfahren haben, aber dennoch ihren Weg zurück ins Leben gefunden haben. Dies ist ein bedeutender Schritt, denn die vorherige Fassung hatte ausschließlich den Opfern gedacht, die die Gräueltaten nicht überlebt haben. Historikerin Mitschke-Buchholz betont: „Die Personen, die hier aufgeführt sind, waren Bestandteil der Detmolder Stadtgesellschaft. Sie hatten Familien, Freunde, Bekannte – sie waren Nachbarn, Geschäftspartner oder Kollegen. Mit der Gedenktafel wollen wir ihre Erinnerungen lebendig halten." Ein neues Feature der Gedenktafel ist ein QR-Code, der die Besucher direkt zum Detmolder Gedenkbuch führt. Unter www.gedenkbuch-detmold.de können Interessierte weiterführende Informationen über die Lebenswege der dokumentierten Verfolgten abrufen, die durch Fotos und Dokumente ergänzt werden. Dies trägt dazu bei, das Bild der Opfer nicht nur durch Namen, sondern auch durch ihre Schicksale zu bereichern und zu vervollständigen. Ein Vortrag von Gudrun Mitschke-Buchholz zur Vorstellung der neuen Gedenktafel wird am Donnerstag, dem 13. Februar, um 19.30 Uhr im Haus Münsterberg (Hornsche Straße 38) gehalten. In dieser Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. stattfindet, wird die Historikerin auch detailliert auf die Kunst der Erinnerung eingehen und die Frage erörtern, welche Lebenslinien durch die Gedenktafel abgebildet werden können. Der Eintritt ist frei und lädt alle Interessierten von nah und fern ein, ein tiefere Verständnis für die lokale Geschichte sowie das individuelle Schicksal dieser Personen zu entwickeln. Die aktualisierte Gedenktafel an der Alten Synagoge in Detmold ist nicht nur ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, sondern ein lebendiges Dokument, das die gesellschaftliche Verantwortung der Gegenwart gegenüber der Vergangenheit betont. Sie lädt uns ein, innezuhalten, zu reflektieren und darüber nachzudenken, was es bedeutet, Geschichte nicht nur als abstrakte Erzählung, sondern als Teil eines lebendigen Gedächtnisses zu begreifen.
Quellen, Änderungsprotokoll und sonstige Hinweise
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